Erinnern für die Zukunft

18.11.2019 Posted in Wallau | Kommentare deaktiviert für Erinnern für die Zukunft

Gedenken an die Toten der Kriege am Volkstrauertag.
auf dem Wallauer Friedhof waren die Menschen zusammengekommen um der Opfer Gedenken und die Erinnerung wach zu halten. Die Erinnerung ist heute wichtiger denn je.

Betrachtet man die Gesellschaftliche Entwicklung, so ist leider festzustellen, dass das was uns unsere eigene Geschichte gelehrt hat immer mehr in Vergessenheit gerät. Die Menschen in unserem Land haben, bis auf ganz wenige Ausnahmen, keine Vorstellung davon was Krieg wirklich bedeutet, denn wir leben in einem Land in dem es seit über 70 Jahren keinen Krieg mehr gibt. Das sind 2-3 Generationen, wen wundert es, dass da die Erinnerung verloren geht.

Leider zeigt uns das ganz deutlich die aktuelle Entwicklung in Deutschland und auch im übrigen Europa. Wir stehen wieder an der Schwelle, die Fehler von damals zu wiederholen. Daher ist es wichtig sich zu vergegenwärtigen was und wie es damals passiert ist.

Frau Franke, als Außenstellenleiterin, hielt als offizielle Repräsentantin der Stadt Hofheim, die Eröffnungsrede.

Der diesjährige Volkstrauertag stand im Zeichen der Deutsch-Polnischen Aussöhnung. Deutschland hatte 1939, also vor genau 80 Jahren Polen überfallen und damit den begann der 2.Weltkrieg dem weitere Gräueltaten folgten.


Für die jüngere Generation sprach Josefine Hartmann, gefolgt von Pfarrer Gerhard Hofmann und Ortsvorsteher Herrn Herwart Goldbach.
Die Kranzniederlegung erfolgte durch Frau Hildegard Paul, ebenfalls Beauftragte der Stadt Hofheim und dem Ortsbeirat Herrn Rudy Görgen.
Die Ehrenwache stellte die Freiwillige Feuerwehr Wallau und die Musikalische Untermalung wurde vom Musikzug Wallau übernommen.

Dir Ansprache von Pfr. Hofmann war so treffend und lesenswert, dass ich sie hier mit freundlicher Genehmigung anfüge.


Vor 80 Jahren, am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg: „Ab 5.45 wird zurückgeschossen“, sagte Adolf Hitler, der „Führer“, in seiner vom Rundfunk übertragenen Ansprache unter dem Jubel seiner Anhänger, als wären es polnische Soldaten gewesen, die zuerst geschossen hätten und den Sender Gleiwitz überfielen. Andere Menschen verstummten damals erschrocken. Sechs Jahre später lag ein großer Teil Europas in Trümmern. Wohl 50 Millionen Menschen verloren ihr Leben und viele Millionen ihre Heimat.
Diese Ereignisse sind für die junge Generation Vergangenheit, Geschichte.
Das Europa, das diese Generationen kennen, ist Ort des Friedens und Wohlstands – verglichen jedenfalls mit dem Europa ihrer Großväter und Urgroßväter.


Jahrzehntelang haben Politiker und einfache Bürger daran gearbeitet, diese Verhältnisse in Europa zu schaffen und zu sichern. Den Frieden zur Selbstverständlichkeit zu machen, war das überragende Ziel der europäischen Einigung. Es ist, trotz aller Krisen, erreicht worden.
Achtzig Jahre nachdem Hitler mit dem Überfall auf Polen übergroßes Leid über die Menschheit gebracht hatte, gibt es viele Gründe für Zufriedenheit – aber auch Anlass zur Sorge. Denn der Frieden ist auch in Europa kein Naturzustand, selbst wenn die einzigartig lange Periode des Friedens darüber hinwegtäuschen mag. Darin aber liegt keine geringe Gefahr.
Denn nicht nur Gestalten wie Hitler und Stalin können ihre und andere Länder in Krieg und Elend stürzen.

Selbst gekrönten und miteinander verwandten Regierenden gelang das schon im Ersten Weltkrieg. Voraussetzung dafür war in beiden Fällen die mehr oder minder ausgeprägte Bereitschaft der Völker,

ihren Führern und deren Vorstellungen zu folgen, so haarsträubend sie aus heutiger Sicht wirken mögen. Damals aber galten sie als zeitgemäß, gar „modern“. Und welches Gedankengut beherrscht unsere Zeit? Nicht mehr allein die Vorstellung, dass die Nationen miteinander mehr erreichen als gegeneinander; im Handel wie in der Sicherheitspolitik.

Nationaler Egoismus macht sich breit und wird rege nachgefragt. Staaten sollen abermals „groß“ gemacht werden. Verachtung der Demokratie geht einher mit der Verehrung „starker“ Männer. Sie bekommen Applaus von ihren Anhängen, wenn sie lügen und andere beleidigen; seien das Personen oder ganze Länder.
Wer sich fragt, wie die damaligen Fanatisierungsprozesse in Gang kommen konnten, dem liefert die Verrohung und Entgrenzung des politischen Umgangs in den Medien der Gegenwart durchaus schon Anschauungsmaterial.


Reift der Hass lange genug, muss er sich irgendwie entladen. Schon jetzt ist die Wut kein knappes Gut mehr. Skrupellose Politiker schüren Hass, Wut und zugleich Angst. Diese drei funktionieren bestens als Mobilisierungs- und Bindemittel. Politiker müssen in den modernen Medien in ungeahnter Weise Beschimpfungen und Bedrohungen erleben. Da werden Negativstandards in der politischen Kultur und den modernen Medien gesetzt und begleitet von der Macht der Gewöhnung. Das ist fatal.
Umso wichtiger ist es, dass Menschen sich für Vernunft, Mäßigung und Achtung der Menschenwürde – wir Christen fassen das in der Nächstenliebe zusammen – einsetzen Geschichte mag sich nicht wiederholen, doch ihre ewigen Themen kehren wieder, in neuen Variationen.

Darum müssen wir einer Devise folgen, die in den dreißiger Jahren fatalerweise zu oft ignoriert wurde:

Wehret den Anfängen!

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