Wider das Vergessen

15.11.2020 Posted in Wallau | Kommentare deaktiviert für Wider das Vergessen
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Am Sonntag den 15.11.2020 wurde Coronabedingt im kleinen Rahmen an die Toten der Weltkriege gedacht. Hierzu sprachen Außenstellenleiterin Ingrid Franke, Pfr. Gerhard Hofmann, und der Ortsvorsteher Herwart Goldbach.

Meine Gedanken zum hierzu.
Volkstrauertag, Erinnerung an

die Toten der beiden Weltkriege und das damit verbundene Leid,warum eigentlich?
Die Zeiten sind gerade im Moment auch nicht so toll und doch sollen wir uns an wesentlich schlechtere Zeiten erinnern? Ja! Nicht, weil früher alles besser war, sondern im Gegenteil, damit diese Zeiten des Krieges und des Leids nie wiederkehren.

Auch wenn es einige nicht wahrhaben wollen, nie in der Geschichte waren wir so frei wie heutzutage und daran ändern auch die Corona-Einschränkungen nichts. Denn wir sind frei. Frei von Krieg und wir dürfen eine freie Meinung haben und diese auch äußern ohne um unser Leben fürchten zu müssen. Und gerade in solchen freien Zeiten, in denen die Erinnerung nachlässt, weil die Menschen, die es Erlebt haben immer weniger werden, bilden sich wieder Gedanken und Tendenzen, die in der Vergangenheit mit Krieg und Unfreiheit endeten.

Viele fragen sich, wie konnten unsere Großväter damals darauf reinfallen? Doch wer genau hinsieht kann erahnen dass wir auf bestem Weg sind diesen Fehler zu wiederholen. Der Mechanismus ist damals wie heute der gleiche.


Denn wer sich in Krisenzeiten nach einem starken Arm sehnt, darf nicht vergessen, dass dieser starke Arm nicht nur gegen das Äußere und Fremde wirkt, sondern in Folge auch gegen das eigene Volk. Diese Entwicklung ist zur Zeit weltweit zu beobachten.

Daher ist es wichtig sich zu erinnern was geschehen kann und nicht den populistischen Parolen zu erliegen, die die Welt in schwarz und weiß einteilen. Das ist sie nicht. Die Welt besteht aus unzähligen Grautönen und alles ist gut und böse zugleich, in unterschiedlicher Ausprägung.
Daher bleibt wachsam und wehrt den Anfängen.

Im Anschluss ist die Rede von Pfr. Gerhard Hofmann angefügt.

Volkstrauertag 15.11. 2020 – 75 Jahre Kriegsende

Der Volkstrauertag des Jahres 2020 steht im Zeichen des Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. Zugleich ist es aufgrund der Corona Pandemie ein sehr stiller und eingeschränkter Gedenktag. Dass er aber stattfindet, ist ein Zeichen dafür, wie wichtig dieser Tag ist. Ja, dass er unverzichtbar für die Zukunft unserer Gesellschaft ist.

Dankbar blicken wir auf eine lange Zeit des Friedens in unserem Land und in Westeuropa zurück. In diesen 75 Jahren seit dem Ende des Weltkrieges wurden aber auch die Stimmen derer, die von dem unübersehbaren Ausmaß an Leid, Trauer, Verbitterung und Hass erzählen können, immer weniger. Das Mahnen aus eigener Erfahrung wird immer leiser.

In den Zeiten, da die mahnenden Berichte und Stimmen unserer Vorfahren leiser werden, wird zugleich das Rufen derer mitten unter uns laut, die mit stockender Stimme von heutigem Krieg, von Verfolgung, Morden und Zerstörung berichten. Darüber klagen und weinen Menschen weiterhin.

Kriege scheinen ferne, Gewalt aber rückt immer näher. Mit Erschrecken nehmen wir fanatischen islamistischen Terror wahr, in Paris, Wien, Berlin, Dresden. Wir sind entsetzt über diesen menschenverachtenden Terror.

Wir stehen sprachlos vor roher Gewalt gegen Polizisten, Krieg im Kleinen mitten in Frankfurt, im Dannenröder Forst, am Rande von Demonstrationen. Es bahnt sich an, dass Terror und Gewalt auf der Straße, Hetze und Verächtlichmachung von Menschen und Meinungen in den Medien unsere Kultur zunehmend prägen. Gewalt in der Sprache mündet am Ende in konkrete Gewalt.

All das gab es schon einmal. Wenn wir in die Vergangenheit schauen, spiegelt sich da und dort der Zeitgeist. Es ist erschreckend!

Manche Stimmen reden davon, dass der Volkstrauertag nicht mehr aktuell ist. Aber mit Schrecken müssen wir sehen, all das scheinbar Überwundene kommt noch immer lebendig aus der Tiefe mancher Seele und macht sich Bahn im Alltag bis hin zu konkreter Politik.

Die Sätze des öffentlichen Totengedenkens sind leider nicht überholt, sie mussten sogar immer länger werden. Seit Jahren gehört dazu die Erinnerung an die Bundeswehrsoldaten, die in Auslandseinsätzen ihr Leben verloren. Das Gedenken weitet sich aus auf die Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus.

Die Menschheit kann sich selbst der ärgste Feind sein, wie in der von Deutschland initiierten Barbarei zwischen 1933 und 1945. Die Menschheit kann aber auch zur Freundschaft mit sich selber finden. Von ihr zu sprechen, sie hoch zu halten, Menschen mit ihr in Kontakt zu bringen, das ist unsere Aufgabe. In dieser Hoffnung gehen wir in und aus diesem Tag.

Pfr. Gerhard Hofmann

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