Die schwarze Kunst in der Hattstein-Offizin

25.03.2024 Posted in Wallau, Wanaloha | Kommentare deaktiviert für Die schwarze Kunst in der Hattstein-Offizin
Tags: , , , ,

Die wahrscheinlich letzte Führung in der Hattstein „Offizin“ (so die Mittelalterliche Bezeichnung für die Werkstätte) fand am Freitag den 22.März in Wallau statt. Erwin Born und weitere Jünger der schwarzen Kunst führten die Besucher, zu der die SPD-Hofheim eingeladen hatte, durch die Offizin. Es war ein Abtauchen in eine längst vergessene Welt,

in der noch in Blei gegossene Buchstaben von Hand mühsam zusammengesetzt wurden.

In der Scheune des über 500 Jahre alten Gehöfts ist die Druckwerkstatt nahezu voll funktionsfähig erhalten. Erwin Born und seine ehemaligen Kollegen sind einige der wenigen, die die aussterbende schwarze Kunst noch beherrschen. Obwohl alles noch vorhanden ist, lohnt sich in der neuen digitalen Welt so etwas nicht mehr. Doch zu der Zeit der Erfindung des Buchdruckes war dies genau so revolutionär weltverändernd wie z.B. die Erfindung der Elektrizität oder des Computers.

Die Druckkunst war wohl eine der wichtigsten Wegbereiter unserer heutigen Demokratie. Nur mit ihrer Hilfe konnten so Informationen schnell und weit verbreitet werden.
Auch die Evangelische Kirche hätte es vielleicht nie gegeben, wenn Martin Luther nicht mit Hilfe des Buchdrucks die Bibel und seine Thesen hätte verbreiten können. Wer weiß, wie sich dann alles entwickelt hätte.

Tausende von Buchstaben aus Blei lagern hier in unzähligen Schubladen und Setzkästen. Buchstaben so groß wie eine Streichholzschachtel oder aber so klein, dass sie nur mit einer Pinzette angefasst werden können. Sie alle mussten von den Schriftsetzern spiegelverkehrt und rückwärts zusammen zu Wörtern und Sätzen auf Metallschienen gesetzt werden, damit sie nach dem Druck lesbar waren. Eine mühselige Arbeit die sehr viel Zeit und Geschick erforderte.

Neben den Druckmaschinen „Boston-Handtiegel“ (Bj. 1926) und dem „Heidelberger Tiegel“ (Bj. 1954), die alle funktionsfähig zu bestaunen waren, ist der besondere Stolz die „Stoppzylinder-Schnellpresse von 1933. Sie stammt aus der Maschinenfabrik Johannisberg in Geisenheim und konnte schon A2 drucken. Das bedeutet 8 A5 Seiten gleichzeitig.

Ehrfürchtig bestaunten die Besucher die Druckpressen in Funktion. Auf dem Boston-Handtiegel wurden dann Lesezeichen gedruckt, die man dann mitnehmen durfte.

Zum Schluss noch eine gute Nachricht. Nach Rücksprache mit Bürgermeister Christian Vogt und der Museumsleiterin Frau Remmers wird die Offizin einen neuen Standort bekommen und als Teil des Hofheimer Museums weiter bestehen.

Tags: , , , ,

Comments are closed.