Palladio in Wallau-Info

Palladio in Wallau – modernes italienisches Design in Naturstein

 

Was verbindet den Renaissance-Architekten Andrea Palladio, den italienischen Designer Raffaello Galiotto und die Natursteinfirma Ströhmann Steinkult in Hofheim-Wallau? In der Ausstellung „Palladio e il design litico“ erfahren Sie es!

 

Wer den Namen Andrea Palladio (1508-1580) hört, denkt zweifellos zuerst an dessen Renaissance-Villen in Oberitalien, insgesamt 60 Bauten, die wegen ihrer Schönheit und Ausgewogenheit berühmt sind. Doch setzte der gelernte Steinmetz seine ästhetischen Grundsätze auch in den Innenräumen und deren architektonischer Ausstattung um. Ergebnis sind elegante Gesamtkunstwerke, die durch ihre harmonische Form, konsequent bis ins kleinste Detail fortgesetzt, beeindrucken.
Dass Palladios Formensprache und ästhetische Ideen auch heute noch, nach 500 Jahren, an Aktualität nichts eingebüßt haben und zeitgenössischen Designern als Inspirationsquelle dienen, verdeutlicht die Ausstellung Palladio e il design litico, die nach ihren Stationen in Vicenza und Verona, in Dubai und in Harrogate, England, nun exklusiv bei Ströhmann Steinkult in Wallau zu sehen ist und anschließend nach Paris weiterreist.

Initiiert und ermöglicht wurde die Ausstellung vom Consorzio Marmisti Chiampo, einem Zusammenschluss von natursteinverarbeitenden Betrieben im Valle del Chiampo in der Gegend um Verona, mit besonderem Engagement der Firma Decormarmi. Unter Regie des Consorzio befasste sich der italienische Designer Raffaello Galiotto, ansässig in Chiampo, mit der universellen Formensprache des großen Renaissancekünstlers Andrea Palladio, der ebenfalls in dieser Region seinen Wirkungskreis hatte.

 

Galiotto studierte in und an den Gebäuden Palladios intensiv dessen Linienführung und identifizierte schließlich ein stets wiederkehrendes Profil. An den verschiedensten Gebäudeteilen und Schmuckelementen tritt das geometrische Modul in veränderlicher Gestalt auf, es ist die Basis für zahlreiche Objekte Palladios: die Form setzt sich zusammen aus mehreren Kurven, teils gegenläufig geschwungen, und ornamentalen Biegungen, einer großen gebogenen Kurvenlinie und der geraden Sockelzone in variierender Höhe am Fuße.

Ausgehend von diesem Basismodul entwarf Raffaello Galiotto diverse Objekte und Gegenstände, wobei die Grundform in veränderten Ausprägungen auftaucht: steilere oder abgeflachte Variationen kommen neben vereinfachten Varianten vor.

 

Um die Universalität des zugrunde liegenden Profils und dessen Modernität zu verdeutlichten, hat Galiotto sie auf eine Vielzahl von Anwendungen transponiert. Die Objekte, die in der Ausstellung zu sehen sind, umfassen funktionale Gegenstände aus Haus und Wohnung, aber auch weitergehende Designideen. Dabei stellen die Skulpturen in erster Linie Designprototypen dar, die verdeutlichen, was in Naturstein alles möglich ist.

 

Plastische Objekte wie Waschbecken, Duschkabinen und Badewannen, aber auch skulpturale Stücke wie Vasen oder Oberflächenbearbeitungen für Wand- und Bodenbeläge können bestaunt werden. Marmorne Kissen, Sitzbänke und Hocker sowie eine marmorne Barriere bzw. Sitzbank mit Stahlbeinen für den öffentlichen Raum, die sich durch den Profilschwung als moderne Interpretation Palladios outet, und zugleich ihren Tribut an die moderne Welt und ihre Erfordernisse zollt.

 

Galiottos Exponate bestechen durch ihre ausgewogenen, harmonischen Formen, die Palladios Designprinzipien durchscheinen lassen, aber ohne Zögern auch für heutiges Produktdesign angewandt werden können.

 

Auch hinsichtlich der verwendeten Materialien hat sich Raffaello Galiotto eng am Renaissance-Vorbild orientiert: vorwiegend Kalksteine und Marmor aus der Region rund um Verona kamen zum Einsatz, sodass hier auch die Leistungsfähigkeit und Bandbreite der lokalen Steine und ihrem Handwerk zum Ausdruck kommt. Qualität, Farben und die Eigenschaften dieser „Bildhauersteine“ unterstreichen den künstlerischen Gehalt der Objekte und Oberflächen. Die Steine lassen sich einfacher in Form bringen, aber zugleich auch noch kunstvoller bearbeiten als Hartgesteine.

 

Wurden in früheren Zeiten die Lehrlinge und Gesellen in der Werkstatt für die groberen Arbeiten eingesetzt, um etwa die Grundform aus dem Steinblock zu lösen, so geschieht dies heute ganz selbstverständlich mit modernsten technischen Geräten wie Seilsägen und CNC-gesteuerten Fräsen. Damals wie heute wird aber der Feinschliff und die letzte künstlerische Note durch den Meister in Handarbeit vorgenommen, durch sein Können verleiht er den Objekten ihren individuellen Ausdruck, der sie unnachahmlich, nicht duplizierbar werden lässt. So auch bei den Exponaten in der Ausstellung Palladio e il design litico.

Die Ausstellungsstücke wurden in Zusammenarbeit der Firmen des Consorzio Marmisti Chiampo ausgeführt. Nur als Gemeinschaftswerk konnten die aufwändigen und herausfordernden Ideen auf Papier bzw. vom 3D-Programm im Computer realisiert werden: durch die Vielfalt der regional vorhandenen Steine, durch den Einsatz des modernen Maschinenparks und nicht zuletzt dank der Meisterschaft des traditionellen Handwerks entstanden in vielen Arbeitsstunden die gezeigten Objekte.

Sie sind letztlich als Prototypen zu verstehen, inspiriert durch die Formensprache Andrea Palladios, und verdeutlichen, was im Bereich Naturstein durch das Zusammenspiel von Hightechgeräten und handwerklicher Perfektion möglich ist.

 

Handwerkliche Perfektion – auch ein gutes Stichwort im Hause Ströhmann, wo Manufaktur seit jeher groß geschrieben wird. Individualität im Gegensatz zu Massenproduktion, Qualität und handwerkliche Vollendung versus Standardprodukte, dadurch zeichnet sich der Betrieb aus und darum war es der Geschäftsleitung wichtig, die Ausstellung zu präsentieren. Für moderne Formen und innovative Gestaltungsideen mit perfekter Endbearbeitung, wie sie auch an den Designobjekten der Ausstellung erkennbar werden, ist das Unternehmen bekannt.

Sowohl auf die Auswahl der verwendeten Steinsorten wird bei Ströhmann wie in der Palladio-Ausstellung großes Gewicht gelegt – vor allem Steine aus Deutschland und Italien, insbesondere aus der Gegend um Verona, werden verarbeitet – als auch auf den Feinschliff, der sich in der Oberflächenbearbeitung zeigt. Angenehme Haptik, spannende Optik und der Einsatz von Licht erzeugen Eindrücke, die das Gesicht des Steins verändern.

Auch in puncto Grenzen testen kommen die hessische Firma und die gezeigten Stücke von Raffaello Galiotto überein: im Bereich zwischen Funktionalität, Design und Kunst sind die Übergänge fließend. Nicht alles, was gezeigt wird, hat tatsächlich eine Aufgabe zu erfüllen, sondern steht einfach künstlerisch für sich selbst und demonstriert, was sich mit Naturstein alles umsetzen lässt, wenn einmal die Einschränkungen der Funktionalität außer acht gelassen werden dürfen.

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